St. Nikolaus Kirche

St.Nikolaus Kirche

Hauptstr. 155
55120 Mainz
Gemeinsames Pfarrbüro

Wer von der belebten Hauptstrasse kommend, das äußerlich eher unscheinbare Gotteshaus betreten will, wird durch einen Engel am Türgriff daran erinnert, dass er jetzt eintaucht in eine Sphäre des Sakralen. Stille und gedämpftes Licht umfangen ihn im Inneren. Durch die mundgeblasenen, kleinteiligen Fenster aus Antikglas in Grün-, Blau- und Violett-Tönen, ist der Raum von einem mystisches Halbdunkel erfüllt, das einlädt zu Gebet und Meditation. Die aus dunkelgrünem Naturstein bestehenden Bodenplatten, sowie die übrige Farbgestaltung tragen weiter dazu bei.
Der Blick fällt sofort auf den Altar, der die Mitte der Kirche bildet. Er steht im Kreuzungspunkt von Längs- und Querschiff, was durch die Lampen, die Anordnung der Kirchenbänke und die beiden Orgelkomplexe hinter dem Altar noch hervorgehoben wird.

Als der Mainzer Bischof Dr. Albert Stohr am 2. Dezember (1. Adventssonntag) des Jahres 1956 an der Stelle der im August 1942 durch Bomben zerstörten St. Nikolaus-Kirche die neue Kirche einweihte, war die bauliche Konzeption ihrer Zeit weit voraus. Lange vor der Liturgiereform des 2. Vatikanischen Konzils (1962 – 1965) war der Altar in die Mitte des versammelten Gottesvolkes gerückt (mit Sondergenehmigung). Nach dem Konzil war es lediglich notwendig, den Tabernakel von dem Altar herunterzu-nehmen und seitwärts auf eine Stele zu stellen, die aus den ehemaligen Kommunion-bänken gefertigt wurde. So konnte der Priester die Liturgie zur Gemeinde hin feiern, und die Gläubigen im Sinne des Konzils voll und tätig daran teilnehmen.
An den Eckpunkten der Vierung streben mächtige Pfeiler aus Sichtbeton in die Höhe und vereinigen sich in der Mitte. Sie symbolisieren die vier Evangelien nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Unweigerlich erinnert die Form des Daches an ein Zelt. Bei der Bauplanung wählte man als Leitmotiv einen Vers aus der Geheimen Offenbarung:
   Ich sah die Heilige Stadt, ein neues Jerusalem…Siehe, das Zelt Gottes unter den
Menschen (Off 21,2f).
Hier wird der Statik des Kirchenbaus eine dynamische Komponente entgegengesetzt. Das Zelt symbolisiert das ständig “Unfertige”, das Unterwegssein der Kirche als pilgerndes Gottesvolk auf dem Wege. Einen anderen Gedanken legt dem Besucher das Psalmwort nahe:
Du hüllst dich in Licht wie in ein Kleid, du spannst den Himmel aus wie ein Zelt.
(Ps 104:2)

Hier stellt sich der Mensch unter eine himmlische Wirklichkeit und bittet um den Segen, ohne den letztlich nichts gelingen kann.

Über dem Altar schwebt ein aus Aluminium gegossenes Altarkreuz. Es zeigt den Auferstandenen, den am Kreuz Erhöhten, nicht den sterbenden Jesus.
Der Altar selbst zeigt eine Darstellung der „Hochzeit zu Kanaan“ an der Frontseite. Sie beweist die Eigenwilligkeit des Bildhauers Heinz Hemrich, der sie geschaffen. Durch die sparsame Linienführung vermittelt er einen Eindruck, der zum Nachdenken anregt. Wir sehen links das Brautpaar mit dem Speisemeister, die wunderwirkende Handbewegung von Jesus in der Mitte des Bildes, die etwas ungeschlachten Diener mit den Krügen und die  Mutter Maria, die mit einer Geste die Diener auffordert: “Was er euch sagt, das tut!“  Alles in allem handelt es sich um eine seltene Raffung des Zeitablaufs.

Der Tabernakel mit dem frühchristlichen Symbol – dem Fisch, Kreuzweg und Ambo sowie die Griffe an den Kirchentüren innen und außen –  Engel darstellend als Hüter des heiligen Raumes – wie das Taufbecken in der Kapelle wurden ebenfalls von Heinz Hemrich geschaffen. Auch der später hinzugekommene Bildstock aus Stahlguss mit Maria und dem Kind sowie die Vorrichtung zur Beleuchtung mit Wachslichtern ist ein Werk von ihm. Maria trägt in der Hand als Symbol eine Aprikose, in Mombach „Maleede“ genannt. Es ist ein Hinweis auf die langjährige Spendenaktion landwirtschaftlicher  Er-zeugnisse zum Wiederaufbau der Kirche und das frühere deutsche Hauptanbaugebiet der Aprikose hier in Mombach.

Das künstlerische Konzept für die Ausgestaltung der Kirche war in Zusammenarbeit von den Architekten Laubach und Lenz, dem Pfarrer August Pauly, den theologischen Beratern Prälat Dr. Schuchert, Pater Urban Koch SSCC und dem damals jungen Mainzer Bildhauer, dem damals jungen Mainzer Bildhauer Professor Heinz Hemrich (1923-2009) erstellt worden.

Bei der Planung des Orgelbaues mussten viele Widerstände überwunden werden, bis das Instrument eine Form erhielt, die sich harmonisch der Architektur anpasst und musikalisch allen Anforderungen gerecht wird. Die Linienführung der Prospektpfeifen bildet zwei aufsteigende spitze Winkel. Der Spieltisch hat seinen Platz separat in der Mitte hinter dem Altar. Das Werk verfügt über 2 Manuale, 18 Register, 3 Koppeln und
2 Freikombinationen. Wertvolle Hilfe leisteten die ausführende Lübecker Firma Kemper  und Orgelbaumeister Borgert. Die Orgel hat eine imponierende Klangfülle und Variationsbreite, was in der ausgewogenen Akustik der Kirche erfahrbar wird.

Links vom Altar ist vor knapp 10 Jahren eine neubarocke Darstellung des Kirchen-patrons St. Nikolaus angebracht worden. Später folgte auf der rechten Seite eine Figur St. Hildegards von Bingen.

Wendet man sich vom Altarraum zur linken Seite, so gelangt man durch eine Glastüre in die Kapelle. Dort werden in der Regel die Werktagsgottesdienste gefeiert. An der rechten Wand befindet sich ein großes Fenster, das den Schutzheiligen als Patron der Schiffer auf dem Rhein darstellt, im Hintergrund die Höhenzüge des Taunus. Entwurf:  Prof. Peter Paul Etz, 1982. Da in früherer Zeit wohl ein großer Teil der Einwohner von Mombach Schiffer, Fährleute, Flößer, Sandfärcher und Fischer waren, finden wir hier die Erklärung dafür, dass der heilige Nikolaus Schutzpatron von Mombach wurde. An der linken Wand befindet sich als einziger noch erhaltener Bestandteil der ersten St. Nikolaus-Kirche ein Flachrelief aus rotem Sandstein. Es zeigt Jesus am Ölberg und befand sich über dem Hauptportal des Gotteshauses. Zu sehen ist ferner die Jahreszahl der Erbauung der Kirche und der Name des Stifters des Reliefs. Die Inschrift lautet zu deutsch: „Gesetzt im Jahre 1703 von Lambert Riga, zur Zeit hier Schultheiß“.

„Die aus dem zweiten Weltkrieg geretteten und von den Hamburger Glockenlagern (1947, 1948, 1949) zurückgekehrten Glocken standen Jahrzehnte vor der Kirche, da der Turm aus Geldmangel nicht gebaut werden konnte. Obwohl die Gemeinde seit Anfang der 1960er Jahre in einem Turmbaufonds Spendengelder sammelte und Mombacher Bürger zu diesem Zweck 1995 noch einen Förderverein gründeten, dauerte es 68 Jahre bis die sehr wertvollen, in die zweithöchste Bewertung eingestuften Glocken ihren Turm erhielten.

Die Glocken wurden 1923 gegossen von der Glockengießerei F. OTTO in Hemelingen bei Bremen und gestimmt auf die Töne:  – cis‘- (St. Nikolaus-Glocke) 2.280 kg,  – e‘ – (Dreifaltigkeits-Glocke) 1.360 kg,  – fis‘ – (Muttergottes-Glocke) 960 kg,  – gis‘ (St. Josefs-Glocke) 680 kg. Letztere war im Turm verblieben und wurde wie die Kirche ein Opfer der Zerstörung. Geweiht hat diese Glocken zu Ostern 1923 Bischof Ludwig Maria Hugo. Am 21. Mai 2010 wurde in der Glockengießerei Rincker in Sinn die im Krieg zerstörte St. Josefs-Glocke nachgegossen, nun mit dem Ton  – a‘ -, Gewicht 693 kg, und eine weitere, die Kreuzglocke,  – cis‘ -, 349 kg, zum Gedenken an die jahrhundertealte Kreuzverehrung in Mombach neu gegossen.

Am 28. August hat Generalvikar Dietmar Giebelmann die vorhandenen Glocken gesegnet und unter Mitwirkung von Pfarrer Gottfried Keindl und Pfarrvikar Norbert Pfaff die neuen Glocken unter großer Anteilnahme der Bevölkerung geweiht.

Nach dem Festgottesdienst und der Turmweihe durch Generalvikar Giebelmann erklang am 5. Dezember 2010 zur Freude der Gemeinde zum ersten Mal das volle Geläute.

Josefa Emrich /Klemens Wittig